Bonsoir Martinique
Saint Anne Ankerplatz mit Beach Bar

Okay, wir als Langzeitsegler sind irgendwie verwöhnt. In den letzten Jahren haben wir die schönsten Segel-Reviere, Küstenstädte, Mini-Inseln und fast jede Bucht von der Ostsee bis in die Türkei sowie fast alle kanarischen Inseln be-segelt und erkundet.

Zanzibar Martinique

Immer auf der Suche nach dem ultimativen Paradies sind wir jetzt einen Monat in der Karibik unterwegs und die Bilanz ist positiv, aber auch durchaus gemischt.

Der spannendste Moment ist und bleibt immer der erste Eindruck, wenn wir uns einer neuen Insel nähern. Manchmal ist es das Licht, oder auch Geräusche oder Gerüche, dann wiederum prägen sich die Häuser am Strand ein. Oder ein anderes Mal erstrahlt sogar die Insel in ganz speziellen Farben. Im Fall von Martinique sind es die Palmen und die tropischen Blumen.

Anchorage Ambra Anse Mitan
Markt bei Le Marin

Martinique liegt mitten in der Karibik und gehört zu Frankreich und dies merkt man sofort.

Alle Annehmlichkeiten – wie das Bezahlen in Euro, das Telefonieren im heimischen Netz, und ein recht westlicher Lebensstil erwarten euch also auch auf der Insel. Baguette, Croissant und Carrefour überall. Dementsprechend muss man auch mit französischen Preisen rechnen. In guten Restaurants ist es hier teurer als in München. Gute Restaurants gibt es allerdings wenige, die regionale Küche ist im einiges besser als auf St.Lucia aber insgesamt zu viel Frittiertes, wenig Auswahl an Gemüse und Früchten und überraschend wenig frischen Fisch!

Ankerfeld bei Le Marin

Meine Highlights auf Martinique kommen hier:

Anse Mitan

Die Ankerplätze vor Saint Anne und Anse Mitan im Süden von Martinique sind perfekt und Ihr könnt problemlos auf sandigem Grund ankern. Außerdem ist der Ankerplatz ein guter Zufluchtsort vor den Winden und man kann mit der Fähre von Pointe du Bout in 10 Minuten Fort-de-France erreichen.

Anse Mitan ⚓️

Habitation Clément, eine der großen Rumdestillerien der Insel, ein Ort für alle Sinne:

Habitation Clement

Der 16 Hektar große botanische Park mit seinen über 300 tropischen Pflanzen durchqueren wir als erstes. Tolle Skulpturen mischen sich zwischen Ficus-Bäume, Jasmin und Litschi in diese sanft hügelige Landschaft. Bunt, wild und doch entspannend…. Die Habitation Clément bietet viel Raum für das, was war und das was ist.

Eine Kultur, die nicht zuletzt auch durch die Kolonialzeit geprägt ist. Nicht nur der Garten fasziniert mich, auch das herrschaftliche Haus in seiner kreolischen Architektur, in dem sich Präsident George W. Bush Senior und Präsident François Mitterrand nach dem Zweiten Golfkrieg trafen, um die weltpolitische Lage zu erörtern.

Der Besucher erhält in dem Gebäude, das original möbliert ist, einen Eindruck über das frühere Leben der Gutsbesitzer. Auf der ehemaligen Zuckerrohrplantage kann man zwar heute noch das Gebäude der alten Distillerie besuchen, doch längst wird der Zuckerrohr anderswo gepresst.

Auf dem Gelände des Guts wird der Rum in Eichenfässern in offenen Räumen gelagert. Industrial chic par excellence ! Im Verkaufsraum mixt uns ein Barkeeper Rum Drinks und wir nehmen natürlich auch ein paar Flaschen mit.

Blood hat Thierry Alet karmesinrot in 2,50 m hohen Lettern kommentiert. Wer einst versuchte, von der Plantage zu fliehen, den Aufseher verärgert oder heimlich lesen und schreiben gelernt hatte, wurde an einem Baumstamm festgezurrt. Langsam drangen das Gift der Dornen hinein – ein qualvoller, langsamer Tod.

Blood 🩸 von Arlet

Der Jardin de Balata auf Martinique:

Ein passionierter Landschaftsgärtner kehrte in das kreolische Haus seiner Großeltern zurück und verwandelte das Familienanwesen in einen wunderbaren Lustgarten. Das ist die Geschichte von Jean Philippe Thoze und seinem schönsten Kunstwerk – Balata – das in den 1980er Jahren entstand. Eine Sammlung von tropischen Pflanzen, Bäumen und Blumen bezaubert uns entlang der Wege. Fackelingwer, Heliconia, Hibiskus, Riesenbambus und Palmenhaine sind ein echte Show und auf der Hängebrücke hat man einen grandiosen Blick in den Dschungel!

Les Salines:

Er ist der bekannteste und beliebteste Strand auf der ganzen Insel und dies zu Recht! Kokospalmen, die auf knapp zwei Kilometern Länge den feinen weißen Sand säumen, der vom ruhigen türkisfarbenen Wasser des karibischen Meeres umrahmt wird.

Am Nachmittag laden hier allerdings die Busse der Kreuzfahrtschiffe ihre Touristen ab und ankern ist schwierig, weil der Schwell unangenehm sein kann.

Kein Highlight aber trotzdem ein Must : Fort-de-France

Hotel de Ville
Der Markt

Vieles wirkt verdreckt und heruntergekommen, historische Gebäude waren nahezu nicht zu finden. Richtige Sehenswürdigkeiten fehlen in Fort-de-France also. Der überdachte Markt ist allerdings einen Besuch wert. Die Bibliothek Schoelcher ist das einzigste schöne Gebäude – eine historische Bibliothek aus dem 19. Jahrhundert, die noch heute ihren antiken Charme versprüht. Ach ja…. Das Hotel de Ville lohnt auch für einen kurzen Walk…

Treffen mit Elli und Johannes! Die Welt ist klein.
Bibliothek Schoelcher

Ein paar Gedanken… zum Langzeitsegeln:

Welchen Tag haben wir denn eigentlich heute? Das ist echter Luxus und eine Frage, die wir uns immer öfter stellen. Ich persönlich werde nie ein Anhänger von langen Törns werden. Ankommen und in schönen Ankerbuchten oder vor schönen Städten liegen und die interessanten Orte erkunden zu können, das ist wundervolles Geschenk. Ein Segelschiff ist die allerbeste Option um zu reisen. Nomadenleben ganzjährig oder über Jahre hinweg allerdings ist nicht meins.

Auch wenn wir kein kleines Schiff haben, so ist der Lebensraum doch beschränkt. Wir richten uns immer nach Wind und Wetter, müssen uns täglich vor Kriminalität schützen und ein Schiff mit so viel Technik an Bord braucht viel Wartung und Pflege. Eine große Verantwortung, viel Wissen, Mut und viel Organisation steckt hinter einer so großen Reise. Ich bewundere gerade die Leidenschaft unserer Bekannten von der World Arc, die gestern Richtung Panama Kanal gestartet sind um die nächsten 15 Monate die Welt zu umsegeln….

Wir bleiben noch auf Martinique, haben gestern Freunde aus Teneriffa getroffen und segeln langsam weiter Richtung Norden bis British Virgin Islands!

Pelikan