Wir sind auf der Isola di San Pietro angekommen und liegen direkt vor der Altstadt (in der malerischen Marine Sifredi) im absoluten Thunfisch-Paradies. Der Rote Thun von Carloforte ist der am meisten geschätzte der Welt.

Wir verbringen den ersten Abend im besten Thunfisch-Restaurant (Al Tonno di Corsa) und genießen das feine Degustations-Menü um bloß nichts bin der Vielfalt der “cucina” zu verpassen.

Auf unsere Frage “Kommt Ihr Thunfisch wirklich nur aus der Gegend hier?” bekommen wir eine echt spannende Erklärung.

Hier ist das Handwerk der Mattanza noch nicht verschwunden und es dreht sich alles um die Historie des Thunfisch-Fanges. Dass sich hier auf der Isola di San Pietro die stärkste Thunfischergemeinde bildete, ist kein Zufall. Denn die Carlofortini sind ethnologisch gesehen keine Sarden, sondern Nachfahren ligurischer Korallen- und Thunfischer, die im 16. Jahrhundert aus Pegli bei Genua nach Tunesien auswanderten sind und sich Mitte des 18.Jahrhunderts auf der Isola di San Pietro niederließen. Schon die Nuraghier, die Ureinwohner Sardiniens, haben mit dem Meer vor allem eines verbunden: Angst. Denn es stand für Fremderoberungen und Unterdrückungen.

Die „Tonni di Corsa’, mit ihrem roten, fetten Fleisch kommen jedes Jahr in großen Schwärmen vom Atlantik, um ihre Eier hier im warmen Mittelmeer abzulegen. Ihre Routen, die sie in Schwärmen zurücklegen, sind vorhersehbar.

Entdeckt wurde dies vor 3000 Jahren und noch heute mit der selben archaischen Technik wie damals ein Teil der Tiere mit einer mehrere hundert Meter langen Netzwand, die wie ein gigantisches „T“ dicht vor der Küste liegt, abgefangen und in Richtung offenes Meer geleitet, wo sie der reusenartige Eingang eines mehrzelligen Kammersystems schluckt. In der letzten Kammer, der camera della morte, werden sie bei der mattanza mit einem Bodennetz mit reiner Muskelkraft bis kurz unter die Wasseroberfläche gehoben und ohne motorisierte Hilfe mit Haken und Seilen an Bord gehievt.

Die Riesenmakrele kann bis fast fünf Meter lang werden, über 600 Kilo wiegen und zählt mit einer Geschwindigkeit von mehr als 70 Stundenkilometern neben dem Blue Marlin zu den schnellsten Fischen der Weltmeere. Eine Art Maserati des Meeres also – und Traum zahlloser Sushi-Bars in Japan, die den Löwenanteil dieser Beute verschlingen. Ab 15 Euro ist das Kilo in Sardinien zu haben, 1000 Euro pro Kilo sind bei den Auktionen auf dem Tsukiji-Fischmarkt in Tokio keine Seltenheit.

Wir erobern die Insel mit einem Scooter und tauchen ein in die Industrie-Romantik der Tonnare im Norden, besuchen die Salinen südlich der Stadt (mit Flamingos) und schaffen es sogar bis zu die felsigen Klippen im Süden. Die Schotter-Straßen sind heftig….. aber der Ausblick ist eccezionale!

Es ist klasse hier, besonders nette Menschen haben wir hier kennengelernt, Neuseeländische Segler, die vor ein paar Wochen von Orkas angegriffen wurden und ein nettes Paar aus Irland mit einer total stylischen Motoryacht. Ach seufz….. wir sind frisch geputzt und haben soeben unsere Lieferung vom Supermarkt erhalten…. Ciao, es geht jetzt weiter an die COSTA VERDE!

Drohnenflug über Carloforte