Wir hatten wieder mal richtig Glück. Kaum war die gesamte Crew aus Izmir in der Teos Marina angekommen, kam der Wind aus Nord mit 6 knackigen Beaufort. Also nix wie ab in den Süden auf die wunderschöne Insel Samos. Die Jungs setzen ambitioniert den Gennaker, allerdings nur für ein Stündchen, der Meltemi bläst hier nachmittags zu stark.

Jetzt ist hier gerade die Hoch-Zeit des Meltemi. Entstanden ist der Name aus dem italienischen „bel tempo“ (schönes Wetter). Daraus wurde im Seemannskauderwelsch des Mittelmeeres zuerst „beltem“, später „meltem“ und schließlich Meltemi (griechisch) und Meltem (türkisch). Auf freier See erreicht er gegen Nachmittag 6 Bft. und mehr. Zwischen Düsen, Meeresengen und hinter Kaps beschleunigt er leicht auf 7 bis 8!

An manchen Tagen bläst er weniger, an manchen stärker. Oft sind die Wetterpropheten nicht in der Lage, ihn genau vorauszusagen. Manchmal geben sie eine Sturmwarnung heraus und es säuselt mit 2 – 3. Ein anderes melden sie 3 – 4 … und es kachelt mit 6 bis 9. Also Vorsicht!

Anzeichen für sein Kommen sind steigender Luftdruck, lockere Felder hoher Schäfchenwolken aus Südwest bis West, über dem Festland vor allem vormittags „Blumenkohlwolken“, in der Nacht Wetterleuchten am nördlichen Himmel, und – sehr aussagefähig: kein Tau an Deck (feuchte Decks verkünden meist wenig Wind). Rasch ansteigender Luftdruck bis 1018 und mehr, und klar werdende Sicht kündigen ebenfalls den traditionellen Sommerwind an.

Verursacher des Meltemi sind Druckunterschiede zwischen einem festliegenden Sommerhoch über dem Balkan und einem Tief über dem Östlichen Mittelmeer, verstärkt oft auch noch durch ein Hitzetief über dem anatolischen Festland. Der Unterschied will ausgegelichen werden, so kommt es zum Nordwind der fächerförmig dem Verlauf der Ägäis folgend aus dem Hoch ins Tief schießt, und so lange durchhält, bis der Ausgleich hergestellt ist. Je länger er über das Meer weht, desto wohltuender und kühlender wird er an Land empfunden, insbesondere auf den Inseln der Ägäis. Auf den Kursen dazwischen kann es jedoch auf Segelyachten vor allem hinter Kaps und kahlen Inselbergen zu ziemlich viel Stress kommen. Seine gute Seite: er bringt tiefblauen Himmel und gute, klare Sicht mit sich.

Und schwups, gegen 17 Uhr segeln wir tanzend bei „ Mamma mia“- Sound und Drinks um den grünen Südosten von Samos in die erste Bucht und ankern windstill von der schönsten Taverna. Krass cool!